Wer ist hara?

Wir? Die Idee zum Rad stammt zwar von mir, ist aber nicht meine; umgesetzt wurde das Projekt zum allergrössten Teil von mir, wäre aber ohne die Unterstützung meines Umfeldes nie möglich gewesen. Deshalb konnte ich mich nicht dazu durchringen, diese Texte in der Ich-Form zu verfassen.

Ich bin Remy. Ich arbeite seit über 12 Jahren als Fahrradkurier, meist hauptberuflich. Lastenräder sind das beste Transportmittel: denn das Auto ist keine Alternative. Cargobikes machen keinen Lärm und keine Abgase, aber Spaß. Sie brauchen wenig Platz, unterstützen kurze Wege und kleine Kreisläufe… Lastenräder sind einfach gut. Aber sie könnten besser sein. Wer viel mit dem Lastenrad unterwegs ist, kennt auch ihre Schwachpunkte. Ich hatte auf der Straße mehr als genug Zeit, mir zu überlegen, was sich verbessern ließe.

Seit drei Jahren arbeite ich an hara. Die Entscheidung, selber zu produzieren entstand aus der Not, da es in Europa kaum mehr Rahmenbau-Unternehmen gibt, die dazu in der Lage wären.

Mein Leben dreht sich ums Fahrrad. Ich war in einer ambitionierten Kurier-Genossenschaft in unterschiedlichen Funktionen tätig, in der Kurier-Kultur aktiv und in meiner Freizeit spiele ich  Fahrradpolo. 2022 habe ich mit dem ersten Prototypen von Hara das Lastenrad-Rennen bei den Deutschen Kuriermeisterschaften gewonnen.

Und zum Namen: hara ist japanisch und heisst Bauch, wobei auf Japanisch „aus dem Bauch“ gesprochen wird und nicht aus dem Herzen, usw. Da liegt wohnt also die Seele, und irgendwie gefällt mir diese Idee.
Deshalb vertraut eurem hara!

Remy steht in der Werkstatt

Umwelt…

Als politischer Mensch habe ich Mühe, unpolitische Menschen zu verstehen. Dass es möglich sein sollte, ein unpolitischer Lastenrad-Hersteller zu sein, will mir erst recht nicht in den Kopf.

Dennoch findet sich auf den „About“-Seiten der Konkurrenz nicht ein Wort über Ökologie, Klima, Produktionsbedingungen in Fernost (wo die Kurier-Lastenräder alle herkommen) Unternehmensdemokratie oder sonst irgendwas.

Das ist gleichzeitig schockierend und zu erwarten. Schliesslich hätten wir von keiner Bank Geld bekommen mit diesem Businessplan: technisch eher komplexere Räder, in Deutschland hergestellt und hochwertiger ausgestattet zum selben Preis zu verkaufen, das kann nicht funktionieren. Ausser natürlich, man macht es für die Idee und nicht fürs Geld.

Dunkles Foto, sorry weiß man da sehen soll

…und Produktion

In der Entwicklung dieses Rads haben wir extrem viele Päckchen bestellt, viel Ausschuss produziert und unsere Energie rein gesteckt, wo wir uns doch auch anderweitig hätten nützlich machen können. Ob das schlussendlich Sinn macht, weil sich das Konzept durchsetzt, hängt von euch ab.

Ungefähr drei Viertel der Rohre für hara werden in der Nähe von Mailand kaltgezogen. Der Stahl dafür kommt leider weiterhin grösstenteils aus China – wobei Stand heute nicht unwahrscheinlich ist, dass China seine Stahlindustrie schneller dekarbonisiert als wir, was natürlich am Transport und den Arbeitsbedingungen nichts ändert.

Sämtliche Bearbeitungs- und Fertigungsaufträge für Kleinteile wurden in Europa, und meist lokal vergeben.

Die Ladeplatten bestehen aus rezykliertem Plastik und werden in Deutschland gefertigt. Bei den Komponenten setzen wir vorerst auf einen Mix aus Neuem und Teilen aus zweiter Hand.

Gefertigt wird diese erste Serie in Kollnau, BW, in einer Werkstatt, die lange Jahre brach lag, und auf alten Maschinen.

Schliesslich gilt bei hara, dass derjenige, der diese Schnapsidee ausgebrütet hat, die Suppe auch auslöffeln muss. Die Externalisierung der Kosten in Form von Niedriglohnarbeit, Umweltfolgen usw. ans andere Ende der Welt ermutigt uns Westler erst, unsere „Innovationen“ umzusetzen – ich hingegen werde mich beim nächsten Mal hüten.

Zum Thema globale Arbeitsteilung darf man sich übrigens ruhig mal über das 9-9-6 System informieren.

Ein Metallteil wird in die Kamera gehalten

Darüber sprechen oder Mitmachen

Wenn euch hara gefällt – erzählt es weiter. Und erzählt es mir. Ich freue mich, von euch zu hören. Und wer mitmachen mag ist erst recht willkommen!